Schutz aller wasserabhängigen Lebensräume
Schutz aller wasserabhängigen Lebensräume
Was verstehen wir unter dem Schutz aller wasserabhängigen Lebensräume?
Die Natur in der Großstadt ist sehr vielen Störungen ausgesetzt. Bäche, Flüsse, Seen und Feuchtgebiete sind Lebensraum einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Sowohl die Gewässer selbst als auch ihre Ufer und das Umland sind Hotspots der Artenvielfalt, und gerade in der Großstadt wichtige Biotope. Es ist aufgrund der weltweiten Biodiversitätskrise unabdingbar, dass die Berliner Gewässer im Sinne eines Erhalts der Biodiversität gepflegt und, sofern nötig, revitalisiert werden. Aufgrund der Klimakrise fallen zudem zunehmend Lebensräume trocken und gehen als Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren verloren.
Welche Herausforderungen bestehen?
Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie schreibt einen guten ökologischen Zustand aller Oberflächengewässer vor. In Berlin werden die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie stark verfehlt. Durch die urbane Lage wurden die allermeisten Gewässer mit Ufermauern gesichert und die Fließgewässer zudem begradigt, um Platz für Bebauung und Infrastruktur zu schaffen. Gleichzeitig ist der Nutzungsdruck durch erholungssuchende Bürger*innen groß.
Welche Lösungen bieten sich an?
Zunächst müssen die Berliner*innen für den Schutz ihrer Gewässer sensibilisiert werden. Erst wenn man weiß, wie ein naturnaher Fluss aussieht und wie artenreich eine natürliche Flussaue ist, lernt man Gewässer zu schätzen und zu schützen. Wir bieten Makrozoobenthos Beprobungen an, das heißt wir untersuchen gemeinsam mit Anwohner*innen die Gewässer im Kiez und lernen die dort lebenden kleinen wirbellosen Tiere kennen. Das sind beispielsweise Insektenlarven, Würmer, Wasserasseln, Schnecken und Egel. Wir brauchen öffentlichen Druck für den Schutz unserer Gewässer, damit endlich mehr Gewässer revitalisiert werden und wieder Lebensraum für Tiere, Pflanzen und auch den Menschen bieten.
Welche konkreten Aktivitäten und Termine bieten wir zur Thematik an?
Wir bieten in der dreijährigen Projektlaufzeit mindestens acht Dialogveranstaltungen konkret zu diesem Thema an und möchten mit Anwohner*innen, Naturschützer*innen und den *Behörden herausarbeiten wie wir selbst aktiv werden können, um die Gewässer aufzuwerten. Lebensräume in Flüssen, Tümpeln und Bächen können oft schon durch einfache Maßnahmen wie Kieseinbringung, Totholzeinbau oder Bepflanzungen geschaffen werden. Dabei bieten Uferbepflanzungen und Totholz beispielsweise Deckungsstrukturen für Fische, die sie vor Fraßfeinden schützen und Kiesinseln sind als Laichhabitat zur Fortpflanzung für viele Fischarten notwendig. Zusätzlich sind vom NABU zwei Publikationen und eine landesweite Veranstaltung zum Thema Schutz aller wasserabhängigen Lebensräume geplant.
Aktuelles zum Thema:
In der Rummelsburger Bucht wurden im Rahmen einer Aufwertungsmaßnahme des Wassernetz Berlin kürzlich Wasserpflanzen gesetzt – aber warum eigentlich? Können 40 Pflanzen wirklich etwas bewirken?
Tatsächlich spielen Wasserpflanzen eine entscheidende Rolle in aquatischen Ökosystemen. Sie bieten zahlreichen Lebewesen ein Zuhause, verbessern die Wasserqualität und sind ein wichtiger Teil des Stoffkreislaufs. So finden beispielsweise Fische Schutz zwischen den Pflanzen und Libellen nutzen die Blätter der gelben Teichrose u.a. als Ort der Paarung und Eiablage. Auch als Nahrungsquelle sind Pflanzen eine wichtige Ressource. Nicht nur sie selbst können von bestimmten Organismen gefressen werden, sondern auch die an ihnen lebenden Insektenlarven, Amphibien, sowie Wasserkäfer und Algen.
Zudem haben Pflanzen die Fähigkeit Wasser zu reinigen, indem sie Nährstoffe aufnehmen und somit deren Gehalt im Wasser reduzieren, aber auch Schadstoffe, wie z.B. Schwermetalle, binden. Viele im Wasser lebende Organismen sind direkt von dem Sauerstoffgehalt im Wasser abhängig. Die Biodiversität und wie sie sich zusammensetzt, ist dementsprechend maßgeblich davon beeinflusst. Die Larven von Libellen benötigen beispielsweise neben der passenden Ufer- und Wasservegetation einen ausreichend hohen Sauerstoffgehalt. Dieser kann nur dann erreicht werden, wenn das Verhältnis aus Sauerstoffzehrung und Sauerstoffproduktion (Atmung und Photosynthese) stimmt.
Einen besonderen Vorteil haben die ausgewählten Pflanzen außerdem noch: Sie wachsen und vermehren sich unter den richtigen Bedingungen von selbst. Im Idealfall wurde somit an der Rummelsburger Bucht ein Startschuss für eine vielseitige Ufervegetation gesetzt, die sich in den nächsten Jahren nachhaltig etabliert und für verschiedene Lebewesen eine Grundlage bietet.
Kontakt
Nora Kraatz, Referentin für Gewässerschutz
-
NABU-Landesverband Berlin
Wollankstraße 4
13187 Berlin - 030 / 986 08 37 – 15
- nkraatz@nabu-berlin.de
- www.nabu-berlin.de