Ökologisch ausgeglichener Landschaftswasserhaushalt

Ökologisch ausgeglichener Landschaftswasserhaushalt

Was verstehen wir unter Landschaftswasserhaushalt?

Unter diesem Begriff verstehen wir, dass das Wasser Teil der Landschaft und seiner Ökosysteme wie Wälder, Gewässer, Moore und Wiesen ist. Wasser ist Lebenselixier für alle Organismen in diesen Lebensräumen. Diese „lebendigen“ Gebiete sind von dem komplexen Zusammenwirken des Wasserkreislaufes abhängig und geprägt, also von Niederschlag, Zu- und Abfluss, Verdunstung, Versickerung und Rückhalt. Wie viel vor Ort je Jahr an Wasser bleibt  oder verloren geht, wird  in Bilanzen berechnet. Von besonderer Bedeutung ist dabei Grundwasser, weil sich dort das Wasser länger sammeln kann. Regnet es beispielsweise in einem Jahr sehr häufig und viel, so ist die Bilanz der Wassermenge in einem Grundwasser eher positiv und in der Folge steigt der Wasserstand, wodurch z.B. Wälder, Moore oder Gewässer besser versorgt werden können. Auch in Senken, bei Wasserläufen und Seen lässt sich gut beobachten, wie „wasserreich“ eine Landschaft ist.  Gibt es hingegen viele trockene Monate, so verdunstet mehr als dazu kommt, der Wasserstand nimmt ab und dieser Mangel kann sich dann auch in austrocknenden Gewässern und Böden zeigen.

Welche Herausforderungen bestehen?

In stark durch Straßen, Gebäuden und Plätzen verbauten Städten wie Berlin ist der Wasserhaushalt stark gestört. Dort kann kaum Wasser in den Boden versickern und (Grund-) Wasser neu bilden. Oft wird das (Niederschlags-) Wasser durch Kanäle oder begradigte und tief ausgegrabene Wasserläufe schnell abgeleitet, so dass es der Landschaft verloren geht und dabei auch Böden, Wälder und Tümpel austrocknen. Zudem wird zu viel Wasser aus dem Grundwasser und den Wasserläufen entnommen, weil nicht sorgsam genug mit dem Trinkwasser umgegangen wird. Viel Wasser wird für Swimmingpools, Rasen sprengen oder übermäßiges WC-Spülen vergeudet. Die Bilanz des Berliner Grundwassers ist seit längerer Zeit ungünstig. Es wird mehr entnommen, als es der Natur gut tut, insbesondere im Sommer. Die BLN hat bereits wegen des mangelhaften Schutzes der wasserabhängigen Wälder und Moore eine Untätigkeitsklage gegen die zuständige Behörde eingereicht. Verschärft wird die Situation durch Wetterextreme infolge des Klimawandels, wie die langanhaltenden Dürren der vergangenen Jahre. Bei Starkregen kommt es hingegen zu Überschwemmungen oder zum Eintrag von belasteten Straßenabwässern. In Zukunft sollen durch 16 überdimensionierte Siedlungsprojekte noch mehr Flächen in Berlin verbaut werden, so dass dort kein Wasser versickern kann. Auch die Spree wird bald noch weniger den weiter steigenden Wasserhunger der Stadt decken können, denn mit Aufgabe des Braunkohletagebaus und der Flutung von Abbaulöchern in der Lausitz geht auch der Wasserzufluss zurück.            

Welche Lösungen bieten sich an?

Zentral ist der schonende Umgang mit Wasser. Auch in Berlin ist bislang nur ein Bruchteil der Potenziale genutzt worden, um unser Lebenselixier effizienter zu nutzen. Dabei gibt es z.B. längst bewährte Techniken, um genutztes Dusch- oder Waschwasser für die WC-Spülung zu verwenden, das Regenwasser einzusetzen oder den Dusch- und Gartenwasserverbrauch zu reduzieren. Statt einen privaten Swimming Pool zu betreiben, kann auch ein öffentliches Freibad aufgesucht werden.  Selbst das Stromsparen hilft, weil der Strom oft aus Kraftwerken mit hohem Kühlwasserverbrauch kommt.  Neben dem Einsparen von Wasser braucht es eine Stadtentwicklung, die den Schutz der Böden und Gewässer mitdenkt, so dass diese wie ein Schwamm das Wasser aufnehmen können. Die Versiegelung muss dafür gestoppt und rückgängig gemacht werden. Die Gewässer müssen renaturiert werden und von der Quelle bis zur Mündung Raum erhalten. Außerdem braucht es Mindestgrundwasserstände, die sicherstellen, dass Wälder, Moore und Gewässer nicht durch zu hohe Wasserentnahmen austrocknen. Schließlich können alle Anliegen durch eine konsequente Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie erreicht werden, die entsprechende Instrumente für ein zukunftsfähiges Management unserer Gewässer und Wasserverbrauchs bereitstellt, so dass der Landschaftswasserhaushalt ökologisch ausgeglichen ist – zum Beispiel durch eine Anpassung des Wasserentnahmeentgeltes und der Wassergebühren.

Welche konkreten Aktivitäten und Termine bieten wir zur Thematik an?

Das Wassernetz Berlin begleitet engagiert die Wasserpolitik des Landes. Gerade auch in Bezug auf den Umgang mit dem Landschaftswasserhaushalt hat das Netzwerk seine gewässerpolitischen Impulse gesetzt, die jedes Jahr den Vertreter*innen des Abgeordnetenhauses mit konkreten Handlungsempfehlungen vorgetragen werden. Hier können sich Interessierte mit uns gegenüber der Politik einbringen und für eine konsequente Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) einsetzen. Bereits zu Anfang des Projektes wurde eine Veranstaltung des Wassernetzes zur Thematik abgehalten, bei der Anregungen der Teilnehmenden Berücksichtigung fanden und auch in eine Broschüre zur Thematik einfließen werden. Diese bieten wir Interessierten an, die zu dem Anliegen aktiv werden möchten und entsprechende Ereignisse wie Sitzungen oder Informationsveranstaltungen des Landes oder von Interessensverbänden begleiten, und die ökologischen Belange im Blick behalten möchten. Eine Gelegenheit dazu sind die Beratungen zum Masterplan Wasser, mit der das Land die Wasserver- und entsorgung zukunftsfähig gestalten will. Das Wassernetz bringt sich bei diesen Beratungen konstruktiv-kritisch mit Redebeiträgen und Stellungnahmen ein, damit der Gewässerschutz nicht zu kurz kommt und die zeitnahe Umsetzung von WRRL-Pflichtaufgaben statt Fernwasserleitungen und unverbindliche Vorhaben im Fokus des Interesses stehen. Das Wassernetz hält auch Dialogveranstaltungen an Gewässern ab, um gemeinsam mit den Teilnehmenden sich ein Bild vor Ort zu machen und konkrete Anregungen zu entwickeln.        

Wo erhalten Sie zusätzliche Informationen?

Weitere Informationen erhalten Sie bei dem BUND Berlin und der GRÜNEN LIGA Berlin, die sich für das Wassernetz mit der Thematik näher befassen und auch themenbezogene Dialogveranstaltungen anbieten. Der BUND Berlin hat zum Beispiel den Masterplan Wasser fachlich eingeschätzt, informiert zu Regengärten sowie über regelmäßige Berichte zum Zustand der Kleingewässer.

Weitere Informationen liegen von der Berliner Regenwasseragentur vor.

Kontakt

Christian Schweer, Projektmanager