Biotopverbund

Was ist ein Biotopverbund?

Ein Biotopverbund ist wie ein Netzwerk von natürlichen Verbindungswegen, eine Art “natürliches Autobahnnetz”, für Tiere und Pflanzen. Verschiedene Lebensräume, wie beispielsweise Wälder, Wiesen und Teiche, stehen durch diese Verbindung miteinander im Austausch. Diese Lebensräume werden als Biotope bezeichnet. Der Verbund dieser Biotope ermöglicht es den Lebewesen, leichter zwischen den verschiedenen Gebieten zu wandern und sich fortzupflanzen. Der Zweck eines intakten Biotopverbudes ist es, die Vielfalt der Natur zu erhalten, indem verschiedene Arten und unterschiedliche Individuen einer Art miteinander in Kontakt kommen können. Der Biotopverbund trägt dazu bei, die ökologische Vielfalt zu schützen und sicherzustellen, dass unterschiedliche Lebensräume miteinander verbunden sind. Das ist wichtig für die Umwelt und fördert die Artenvielfalt.

Viele wertvolle Biotope und damit auch der Biotopverbund gingen und gehen durch Nutzungsänderungen, Bebauung sowie Zerschneidung der Landschaft verloren. Oft sind Relikte des ursprünglichen Biotops für das Überleben vieler Arten zu klein und ihre Abgeschiedenheit erschwert den Austausch von Individuen zwischen den Gebieten.

Welche Bedeutung hat der Biotopverbund im urbanen Raum Berlin?

Besonders im urbanen Raum ist die Landschaft stark zersiedelt und wertvolle Biotope somit zerschnitten oder isoliert. Ein genetischer Austausch zwischen den betroffenen Tier- oder auch Pflanzenpopulationen ist auch hier eingeschränkt oder nicht möglich. Doch auch die terrestrische und aquatische Biodiversität in der Stadt muss geschützt und gefördert werden. Durch den Erhalt und eine Erweiterung des Biotopverbundes kann auch der urbane Lebensraum erfolgreich als Habitat für Flora und Fauna dienen. In Berlin wurde ein Programmplan Biotop- und Artenschutz mit dem gesetzlichen Ziel, mindestens 15 Prozent der Landesfläche für die Bewahrung, Wiederherstellung und Entwicklung funktionsfähiger, ökologischer Wechselbeziehungen in der Landschaft entwickelt. Der Biotopverbund spielt darin eine essentielle Rolle. Auch im aquatischen Lebensraum spielt der Biotopverbund eine bedeutende Rolle. Die Berliner Flusssysteme wie beispielsweise Havel und Spree haben für an Wasserlebensräume gebundene Arten eine wichtige Funktion, daher ist die Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Gewässer für Wasserorganismen eine Aufgabe gemäß der Wasserrahmenrichtlinie der EU.

Welche Lösungen bieten sich an?

Möglichkeiten für den Erhalt und die Entstehung eines intakten Biotopverbundes sind beispielsweise die Vermeidung von weiteren Flächenverlusten, Renaturierungen oder auch kleinräumige, niedrigschwellige Aufwertungsmaßnahmen. Das Wassernetz Berlin legt insbesondere den Fokus auf die aquatischen Systeme im Stadtgebiet Berlins. Einzelne Aufwertungsmaßnahmen können wie eine Art „ökologischer Trittstein“ für Fauna und Flora wirken und Biotope vernetzen. Neben der praktischen Aufwertung am Gewässer sind auch Dialogveranstaltungen zum Biotopverbund geplant. Diese haben das Ziel, ein Bewusstsein zum Thema in der Bevölkerung zu schaffen und das Wissen rund um die Biotopvernetzung, die Risiken der Habitatfragmentierung und den dringenden Erhalt der Biodiversität zu fördern.

Aktuelles zum Thema:

1. Begrüßung

Am Mittwoch, den 20. November um 10 Uhr morgens startet die Veranstaltung „Aquatische Lebensräume vernetzen ~ Biodiversität & Biotopverbund in Berlin“ mit Einlass und der Registrierung im Museum für Naturkunde Berlin. Mit Kaffee und Tee versorgt, hörten rund 40 Teilnehmenden aus der Verwaltung, von Naturschutzverbänden, der Wissenschaft, der Politik und des Wassernetzes Berlin die Begrüßungsworte des Tages. Julia Rostin, die sowohl Teil des Wassernetzes Berlin ist als auch die Veranstaltung im Museum für Naturkunde koordinierte, und Manfred Schubert vom Wassernetz Berlin begrüßten die Teilnehmenden herzlich und eröffneten den Tag mit einführenden Worten. Sie ermutigten die Teilnehmenden, voneinander und miteinander zu lernen und die Themen Biodiversitätserhalt, Biotopverbund sowie deren Erforschung und Weiterentwicklung aktiv zu diskutieren und voranzutreiben.

2. Vorträge

Der erste Vortrag wurde von Marco Philippi von der Deutschen Umwelthilfe e.V. gehalten. Philippi thematisierte die Rückkehr des Fischotters nach Berlin und beleuchtete dessen Biologie, Lebensraumansprüche sowie Gefährdungen. Er hob hervor, dass die Art nach starker Bejagung und Wasserverschmutzung im 20. Jahrhundert nahezu verschwunden war. Durch Schutzmaßnahmen breitet sich der Fischotter inzwischen wieder aus, durch Hindernisse und Verkehrsrisiken erschweren die Wiederbesiedlung. Besonderes Augenmerk wurde auf den Biotopverbund in Berlin gelegt. Philippi erklärte, dass Spree und Havel potenziell wichtige Migrationskorridore durch Brandenburg darstellen. Allerdings sind Teile der innerstädtischen Spree als Lebensraum für den Fischotter ungeeignet, da unüberwindbare Uferbefestigungen und Hindernisse wie die Mühlendammschleuse die Ausbreitung der Tiere behindern. Um den Fischotter langfristig zu unterstützen, sind speziell Maßnahmen wie die Schaffung von „Trittsteinbiotopen“ und die Renaturierung von Flussabschnitten erforderlich.

Krankheitsbedingt musste leider der zweite Vortrag von Dr. Nike Sommerwerk und Dr. Jörg Freyhof aus der urbanen Biodiversitätsforschung am Museum für Naturkunde Berlin ausfallen und wurde durch eine lockere Kaffeepause mit einer Netzwerkrunde ersetzt. Die Teilnehmenden der Veranstaltung lernten sich in entspannter Atmosphäre kennen und tauschten munter ihre Erfahrungen rund um die Themen Biotopverbund und Biodiversität aus.

Während des dritten und letzten Vortrags am Vormittag stellte Dr. Germán Joosten die Forschungsprojekte POUNDER und Multispecies Health vor, die von der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft koordiniert werden. Beide Projekte befassen sich mit der Erforschung der Biodiversität und Gewässerqualität in Berliner Kleingewässern sowie deren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Das Projekt POUNDER beinhaltet die Beprobung von städtischen Teichen, die räumlichen und zeitliche Dynamik von Schadstoffen in städtischen Teichen, die Reaktion sowie die Anpassung der mikrobiellen Gemeinschaft im Teich und dem Darmmikrobiom von Daphnnia auf Verschmutzung und entwickelt Implikationen für die nachhaltige Planung und Bewirtschaftung von Stadtteichen in der Zukunft. Dr. Joosten berichtete von Studien an verschiedenen Berliner Gewässern – darunter der Piano-See, der Inselteich in Karow und der Kiesteich in Rudow – und den ersten Erkenntnissen über die räumlich-zeitliche Dynamik von Schadstoffen. Passend zum Thema der Veranstaltung wurde auch während des Vortrags über den Biotopverbund von städtischen Teichen gesprochen. Diese Gewässer sind wichtige Lebensräume für zahlreiche Arten und dienen zugleich als „Trittsteine“, die die Vernetzung zwischen Populationen fördern. Die Projekte untersuchen auch, wie die Nutzung und Bewirtschaftung dieser Teiche durch verschiedene Akteure – von Wissenschaft über Bezirksämter bis hin zu lokalen Initiativen – verbessert werden kann. Zukunftsszenarien, die in Workshops mit Stakeholdern entwickelt werden, spielen eine zentrale Rolle in der Projektarbeit. Sie sollen dabei helfen, nachhaltige Maßnahmenempfehlungen für die Planung und den Schutz von urbanen Gewässern abzuleiten. Dr. Joosten betonte die Bedeutung solcher Ansätze, um urbane Lebensräume widerstandsfähiger zu machen und die Gesundheit von Menschen und Umwelt gleichermaßen zu fördern.

3. Workshop

Nach einem einführenden Impulsvortrag von Christian Schweer, Projektmanagement Wassernetz Berlin, von der Landesarbeitsgemeinschaft für Naturschutz (BLN) e.V., begann der interaktive Workshop „Biodiversität, Biotopverbund & Partizipation in Berlin“. Gemeinsam arbeiteten die Teilnehmenden an fünf Thementischen, die jeweils einen bestimmten Schwerpunkt zu Biodiversität, Biotopverbund und Partizipation behandelten. Dabei wurden Gedanken, Ideen und Lösungsansätze auf großen Plakaten kreativ festgehalten. Um eine möglichst breite Perspektive zu ermöglichen, wechselten die Teilnehmenden nach der Hälfte der Zeit zu einem anderen Tisch und setzten ihre Diskussionen in neuen Gruppen fort. Der Workshop bot nicht nur Raum für einen produktiven Austausch, sondern auch die Gelegenheit, verschiedene Sichtweisen und Expertisen zu vereinen, um innovative Ansätze für die ökologische Vernetzung und den Schutz urbaner Lebensräume zu entwickeln.

Zum vollständigen Bericht mit Fotodokumentation und den Ergebnissen des Workshops geht es hier.

CC BY-SA 3.0 Bernard Landgraf

Der Otter ist zurück. So lautete die positive Nachricht auf der Fachtagung “Fischotterstadt Berlin? Die Rückkehr einer Leitart in die Hauptstadt”, organisiert von der Deutschen Umwelthilfe, die am Tag des Fischotters (29.05.24) in Berlin stattfand.

Nach den Grußworten von Dr. Stephanie Hennecke (SenMVKU) und Irma Stopka (Stiftung Naturschutz Berlin) zeichneten die Vorträge der Speaker:innen die Herausforderungen und Gefahren für Fischotter (Lutra lutra) im urbanen Raum ab. Um die Fließgewässer der Stadt Berlin otterfreundlich zu gestalten müssen wir die Schleusen passierbar gestalten, regelmäßige Rastplätze entlang der Fließgewässer bereitstellen, Bermen oder Pfade unter kleine Brücken bauen, die Uferzonen schützen, Reusen umgestalten, die Freizeitnutzung der Gewässer anpassen und vor allem das Bewusstsein für Fischotter stärken.

Um Lösungen zu finden, sammelten fünf Kleingruppen in der Workshopphase der
Fachtagung Ideen, wie sie ihr zugewiesenes Berliner Gebiet gestalten würden. „Ottopien“
wurden geboren, an denen in Zukunft hoffentlich fleißig weiter gefeilt und geplant wird.

Links:
https://www.bfn.de/pressemitteilungen/deutschland-wieder-fischotterland
https://www.duh.de/projekte/fischotterschutz-bundesweit/
https://www.duh.de/projekte/fischotterschutz-in-berlin/

Kontakt

Julia Rostin, Citizen Science-Team