Investitionsoffensive für Grundwasserschutz und Kleingewässer

Übergabe-Aktion (Fototermin) mit Forderungsschildern, Rettungsring und Grundwasser-Botschaftstier Otto Muschelkrebs

Do. 28.9.23, 8.30 Uhr vor dem Abgeordnetenhaus, Niederkirchnerstr. 5, 10117 Berlin

Das Wassernetz Berlin und die AG Nachhaltiges und partizipatives Grundwassermanagement des BUND Berlin legten ihren Forderungskatalog und Maßnahmenplan anlässlich der Haushaltsberatung im Parlament vor. Wie dringend der Handlungsbedarf beim Wasserschutz ist, bestätigen auch die jüngsten Ergebnisse einer bürgerwissenschaftlichen Untersuchung von mehr als 50 Brunnen und Grundwassermessstellen in Berlin sowie der Kleingewässerreport des BUND. Geschätzt befinden sich die Hälfte der Berliner Kleingewässer in einem schlechten Zustand. Das Grundwasser ist überwärmt und die Pegel sind vielerorts niedrig bis extrem niedrig.

Daher ist eine der zentralen Forderungen der Umweltverbände, die Finanzierung eines Aktionsplans für den umfassenden Schutz von Kleingewässern und Grundwasser. Der Handlungsdarf ist auch beim Umweltausschuss bekannt, was zu ersten Schritten führte.
„So war zum Beispiel die öffentliche Anhörung zur Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in Berlin ein wichtiges Signal. Nun sollte ein Aktionsplan folgen, um die bekannten Ursachen für die Verzögerungen im Gewässerschutz zu beheben,“ bestätigt Manfred Schubert, Geschäftsführer der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz (BLN), die das Projekt Wassernetz Berlin trägt.

Keiner der Wasserläufe und Seen in Berlin erfüllt die seit 2015 einzuhaltenden Umweltanforderungen der WRRL. Noch werden in Berlin viel zu wenige praktische Gewässerschutzmaßnahmen umgesetzt, weil es an Geld fehlt. Die Einnahmen aus dem Grundwasserentnahmeentgelt sollten daher zweckgebunden für den Schutz von Grundwasser und Oberflächengewässern eingesetzt werden, statt sie zumeist für anderes zu nutzen. Hier muss dringend nachjustiert werden.

„Bisher wenig berücksichtigt wurde der Schutz des Lebens im Grundwasser, obwohl intakte Grundwasserökosysteme für die gute Qualität unseres Trinkwassers unabdingbar sind,“  konstatiert Dr. Maria Avramov, Mitarbeiterin im DBU geförderten Projekt „Partizipatives Grundwassermanagement“ des BUND Berlin. „Die Befunde in unserem aktuellen bürgerwissenschaftlichen Projekt zeigen erneut auf, dass der Berliner Untergrund vielerorts mit bislang kaum erfassten Gewässerorganismen besiedelt ist. Das unterstreicht, wie wichtig es ist, Grundwasserökosysteme beispielsweise bei den städtebaulichen Planungen an der Oberfläche mitzudenken.“
Es braucht angesichts der vielen offenen Umsetzungsfragen und des andauernden Grundwasserschwunds in der Stadt einen Masterplan „Lebendiges Grundwasser“ und eine Art Grundwasser-Agentur, die die Planungen zum Management der unterirdischen Gewässer mit Beteiligung der Bürger*innen organisiert.

Auch bei den Kleingewässern muss gehandelt werden. Lena Hornung, Referentin für Gewässerschutz beim NABU Berlin, warnt: “Die vielen Kleingewässer in desolatem Zustand müssen dringend einerseits hydrologisch stabilisiert und andererseits ökologisch saniert werden. Wenn zu lange gewartet wird, gehen immer mehr wichtige Amphibienlebensräume verloren.” Die Finanzierung eines Kleingewässerprogramms hält das Wassernetz für eine wichtige Neuerung im Entwurf des Haushaltsplans, denn es braucht einen systematischen Ansatz zum Schutz der Kleingewässer, von denen weiterhin viele durch Straßenabwässer belastet werden. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass das vorgesehene Budget von jährlich eine Millionen EUR deutlich aufgestockt werden muss. Der Investitionsbedarf sollte daher zeitnah und umfassend ermittelt werden. Er dürfte bei mehr als 100 Millionen EUR liegen.

„Im Berliner Stadtgebiet ist in den letzten Jahren der Wasserstand in zahlreichen Tümpeln, Pfuhlen und anderen Kleingewässern dramatisch zurückgegangen, viele sind komplett ausgetrocknet. Um diesem europaweit zu beobachtenden Trend etwas entgegenzusetzen, bedarf es schlüssiger Konzepte der Regenwasserbewirtschaftung und des Grauwassermanagements und einer deutlich stärkeren Verbreitung positiver Ansätze in der Praxis. Die Überlegungen, Wasser aus der Elbe überzuleiten oder gar eine Pipeline zur Ostsee zu bauen, verlagern die ökologischen Auswirkungen und Probleme lediglich in andere Regionen,“ kommentiert Michael Bender, Leiter der GRÜNEN LIGA Bundeskontaktstelle Wasser und Ansprechpartner der GRÜNEN LIGA Berlin für das Wassernetz Berlin.

Weitere Infos:

Zu den Forderungen

zu den Maßnahmenempfehlungen für ein nachhaltiges und partizipatives Grundwassermanagement

zum BUND-Kleingewässerreport